A. Körte

Das deutsche Merinoschaf: Seine Wolle, Züchtung, Ernährung und Pflege

Da während der Napoleonischen Kriege die Altstädter Heerde gänzlich vernichtet worden war und auch die anderen Stammheerden der Regierung und der Privaten sehr gelitten hatten, so ließ der König Friedrich August 1815 durch Rake in Piemont 200 Mutterschafe kaufen, welche der französische General de la Vale aus Spanien, wahrscheinlich aus der Negrettiheerde (Clauß meint aus der Eseurialheerde) weggeführt hatte, ankaufen. Sie wurden mit besseren sächsischen Böcken gekreuzt.

2. Dem Beispiele Sachsens folgte im Jahre 1775 Maria Theresia, indem sie für Osterreich aus Spanien ebenfalls eine Heerde von 300 Stück Merinos kommen ließ und damit die k. k. Stammschäferei Mareopail in Ungarn gründete, mit welcher zugleich eine Schäferlehranftalt verbunden wurde').

In ausgedehnterem Maaße fand die Einführung der Merinos in die österreichischen Kaiserstaaten im Jahre 1784 statt, als Joseph II. eine Heerde von fast 1000 Stück aus Spanien kommen ließ und damit die k. k. Stammschäferei Mannersdorf gründete. Diese Schäferei wurde durch einen ferneren sehr bedeutenden Ankauf im Jahre 1802 vermehrt, bald aber von Mannersdorf die Stammschäferei Holitzsch abgezweigt.

Leider sind uns keine zuverlässigen Notizen aufbewahrt, aus welchen spanischen Cavagnen diese Merinos entnommen wurden, nur Rud. Andre giebt uns hierüber in den Ökonomischen Neuigkeiten 1822 Nr. 34 einigen Aufschluß, indem er sagt: „Es ist erwiesen, daß nach Oesterreich ein eben so edeler Merinostamm kam wie nach Sachsen, besonders nach Mannersdorf. Mehrere unserer ältesten Schafzüchter, die zum Theil noch im Besitz von Wollmustern jener spanischen Heerde sind, behaupten einstimmig, der größte Theil jener Heerde habe aus gleich edlen Individuen wie die, welche 1765 nach Sachsen kamen, bestanden, sei aber mit der zweiten, später (1802) aus Spanien auf die k. k. Familiengüter gebrachten dichtwolligen Heerde vermischt worden."

Auch Privatpersonen hatten nach Oesterreich Bezüge von Schafen aus Spanien gemacht, namentlich ließ im Iahre 1776 Fürst Kaunitz für seine Herrschaft Iammeritz in Mähren Merinos kommen und erhielt von dem 1784 für Mannersdorf gemachten Ankauf einen Theil; die ganze Iammeritzer Heerde ist verschwunden. Einen anderen Theil der 1784 eingeführten Heerde wurde dem Baron Konit z in Zdaunek ge« schenkt, und eben so hatte Baron Geistern schon 1775 von Maria Theresia 2 Böcke und 16 Mutterschafe erhalten.