Thermalbad

bad-einst1.jpg
Das Thermalbad wurde im Jahre 1517 vom damaligen Hofmedicus Dr. Enzianer gegründet und erfreute sich regen Zuspruchs, sodass es bald einige Male vergrößert werden musste. Weder die Türkennot der Jahre 1529 und 1683 noch die Kuruczeneinfälle von 1704 und 1705 konnten ihm ernstlich schaden. Die Quelle, welche eine gleichbleibende Temperatur von 22° C und eine Ergiebigkeit von elf Sekundenlitern aufweist, entspringt unter dem Turm des ehemaligen Badegebäudes. Genau über dem Ursprung befindet sich im Turm die ehemalige Radegundiskapelle, welche heute aber als Lagerraum dient. 1786 wurde der Badebetrieb eingestellt.
Bad-einst.jpg

Die Gebäude erhielt die Leonische Drahtzugfabrik Schwarzleithner u. Co., welche später als Cornides-Fabrik bekannt wurde. Diese Fabrik erzeugte nicht nur die verschiedensten Metallfäden, sondern auch Metallborten der unterschiedlichsten Art, welche für Uniformen vielfach bis in den Orient exportiert wurden.

1928 kaufte die Firma Perlmooser die Gebäude der Drahtzugfabrik und baute sie für Wohnzwecke um.

Im vorigen Jahrhundert gab es in Mannersdorf kein Bad. Seit 1878 stand der im Park der Cornides-Fabrik befindliche Wasserspeicher für das Badevergnügen privilegierter Mannersdorfer zur Verfügung.
Vor allem die Kinder mußten sich mit dem Wasser des Mühlbaches begnügen.
Erst 1928 wurde das Gemeindebad errichtet, das seither der Bevölkerung zur Verfügung steht.
bad-einst2.jpg

"WILDBAD"

Die Mannersdorfer Thermalquelle liegt an der östlichen der beiden Thermenlinien, welche das Wiener Becken einschließen. Warme Quellen treten am Fuße des Wienerwaldes, des Leithagebirges und der Hundsheimer Berge zutage. Von all diesen Heilquellen ist die Mannersdorfer am wenigsten warm. Sie weist eine gleichbleibende Temperatur von nur 22,5 Grad Celsius auf. Außerdem hat sie nur geringe mineralische Beimengungen. Wann die Quelle erstmals entdeckt und genutzt wurde, ist unbekannt. In der Umgebung des Ursprungs konnten jedoch hallstattzeitliche und letenezeitliche Funde (Platte, Obere Kirchengasse, Bei den fünf Häuseln) gemacht werden, welche den Schluß zulassen, daß die Quelle bereits mindestens ein halbes Jahrtausend vor Christi Geburt bekannt war. An diese urgeschichtlichen Funde reihen sich römische Überreste aus dem Ortsgebiet (Schloß, Friedhof, Bad), sodaß die Annahme nahe liegt, die Quelle sei bereits in römischer Zeit genutzt worden. Hernach aber scheint sie mehr oder weniger in Vergessenheit geraten zu sein. Nachrichten über die Kenntnis der Quelle im Mittelalter gibt ein Inschriftstein von 98 cm Höhe und 70 cm Breite, welcher sich an der linken Seitenwand der Kapelle befindet. In seiner lateinischen Inschrift berichtet er von der dreimaligen Errichtung der Badekapelle. Die Übersetzung der Inschrift lautet: Zuerst wurde diese Kapelle, wie berichtet wird, von der heiligen Radegund erbaut, welche als Klosterfrau und Königstochter vierzehn Klöster und Kirchen gründete. Nachfolgende Inschrift ist in einem Stein ersichtlich, der nahe der Pforte eingefügt ist und von Dietmarus motne ausgehauen wurde: Im Jahre 1340 wurde diese Kapelle zu Ehren der Heiligen Radegunde unter dem Diener Gottes Johann Posso wiedererrichtet.
radegung.jpg
Hierauf wurde im Jahre 1600 nach Christi Geburt diese Kapelle neuerdings zur Ehre Gottes und zum Lobe seiner jungfraulichen Mutter wiederaufgebaut durch den edlen und gestrengen Herrn Johann Quarient und Raal. Seiner kaiserlichen Majestät Gardeleutnant zu Wien und seiner Gemahlin Brigitta, geborene Frelich. Die beiden unteren Ecken des Steines sind mit Wappen geschmückt. Das linke ist jenes der Familie Quarient von Raal, das rechte, welches einen aufspringenden Hirsch zeigt, ist das Hauswappen des Bades. Es spielt auf die Sage von der Entdeckung des Bades an.