F. C. Weidmann

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Von Hof in die sogenannte Wüste,' eine der reizendsten Gebirgsgegenden. Markt und Schloß Mannersdorf, so wie die Burg Scharfeneck war ein Leibgeding der Witwe Kaiser Ferdinand II,, Kaiserin Eleonora. Sie stiftete hier in dem Leithagebirge ein Consent für Carmeliten. Die erste Einsiedelei dieser Mönche erbaute sie, im Vereine mit Kaiser Ferdinand III.. Sie erhielt den Namen St. Anton von Padua. Eine zweite erbaute die Gemahlin Kaiser Ferdinand III., Maria Anna, eine dritte die Erzherzogin Leopoldine, eine vierte der Bischof von Raab, Georg Draskovich, eine funfte der Bischof von Waitzen, Georg Pankraz. So blieb es, bis Kaiser Joseph II. die Carmeliten aufhob (1783). Die ganze Wüste ist mit einer Mauer umschlossen und mit Thoren versehen. Die Ruinen des Schlosses Scharfeneck liegen auch noch in der Wüste. Auf dem Wege dahin kommt man an den erwähnten Einsiedeleien vorüber. Sie liegen sehr malerisch im Gebüsch und auf Bergeshängen. Auch das sogenannte Parlatorium, eine Art Kiosk, steht noch, wo diesen Mönchen verstattet war, eine Stunde täglich miteinander zu sprechen. Ein schöner schattiger Waldweg führt zu den Ruinen der Burg. Da das Aufzugthor und der Wall daselbst schon sehr zerfallen sind, so muß man ein wenig mühsam herumklettern, bis man in das Innere dringt, und sich zu der Aussicht erhebt, welche trefflich ist. Besonders schön ist der herrliche uralte Epheu, welcher hier die Mauern umschlingt. Am Fuße des Schloßberges liegt ein Jägerhaus, wo man einfachen Imbiß erhalten kann, Wein und Butterbrod. In Mannersdorf selbst befindet sich das k. k. Schloß (die Schäferei gehört zu den berühmtesten der Monarchie; 1813 ward ein Widder hier um 7000 fl. W. W. verkauft); eine Drahtzugfabrik, eine Pfarrkirche u. s. w. Die Krebse aus der Leitha sind hier berühmt. Der Markt Mannersdorf hat 268 Häuser und 1980 Einwohner. Au, Hof und Mannersdorf gehören zur k. k. Familienherrschaft Scharfeneck. Der im Jahre 1818 aufgeschlossene Steinbruch allhier ist ebenfalls sehenswerth. Sapveurs und Mineurs bearbeiten ihn, und er lieferte die schönen Sandsteine zu dem Bau des neuen Burgthores. Ein ähnlicher Steinbruch ist bei Loretti', und ein dritter bei Sumerein, der sogenannte Kaiser-Steinbruch. Der Vormittag wird über dem Besichtigen dieser Gegenstände angenehm vergangen seyn. Des Nachmittags sodann nach Sumerein (eine Stunde). Besehen des merkwürdigen Kaiser-Steinbruches, der alten Schanze u. s. w., und Nachtlager in Sumerein.